TRANSAKTIONEN | 20.06.2013
SUPERMÄRKTE
Deikon-Paket bewegt die Gemüter
VON CHRISTOPH VON SCHWANENFLUG
Die Immobilien des insolventen Supermarkt-Investors Deikon gehen offenbar an Patrizia. Der Immobilienkonzern soll mehr als 180 Mio. Euro zahlen und will angeblich mit dem Deikon-Bestand eine Managementgesellschaft für Einzelhandelsimmobilien aufbauen. Der Deal ist zwar noch nicht fix, sorgt aber dennoch für mächtig Aufregung im Markt.
Das Bieterverfahren um das Deikon-Portfolio ist dem Vernehmen nach entschieden. Wie aus gut unterrichteten Quellen zu erfahren ist, hat der Augsburger Immobilienkonzern Patrizia wohl Exklusivität erhalten und damit das Rennen gemacht. Von einem Kaufpreis von über 180 Mio. Euro ist die Rede. Die 86 Lebensmittelmärkte spielen pro Jahr rund 16 Mio. Euro Miete ein. Die Restlaufzeit der Mietverträge liegt bei etwas über sieben Jahren. Die Eurohypo soll zudem vier Deikon-Supermärkte separat verkauft haben. Patrizia wollte die Angelegenheit nicht kommentieren, ebensowenig der Insolvenzverwalter und die mit der Transaktion betraute Firma CR Investment Management. Bei CR heißt es nur: "Die ,gut unterrichteten Kreise' sind nicht so gut unterrichtet, wie sie vorgeben, unterrichtet zu sein." Der Preis sorgt im Markt für Verwunderung. Kenner des Portfolios sprechen von einem "Kamikazepreis", der nur dadurch zu rechtfertigen sei, dass Patrizia das Deikon-Portfolio zum Grundstock für ein neues Geschäftsfeld machen wolle. Die Rede ist vom Aufbau einer Managementgesellschaft für Einzelhandelsimmobilien. Ein anderer meint: "Man hört, dass Patrizia deutlich über 180 Mio. Euro liegt, plus Nebenkosten bei ca. 195 Mio. Euro. Bei einer Nettomiete von 16 Mio. Euro abzüglich Instandhaltung und nicht umlagefähiger Nebenkosten bedeutet das 15 Mio. Euro und einen Faktor von knapp 13fach für Discounter mit sieben Jahren Restlaufzeit. Da müssen die Anleger schon sehr optimistisch sein."
Verwunderung über hohen Preis
Ein dritter Experte erklärt aufgrund der ihm vorliegenden Zahlen: "Unterstelle ich Erwerbsnebenkosten von nur 8% und nicht umlagefähige Nebenkosten von nur 4%, ergibt sich eine Rendite von 7,8%. Dies ist ein Faktor, der bisher für SB-Märkte mit einer Mindestlaufzeit von elf Jahren plus gezahlt wurde." Der Patrizia-Preis stelle "den Markt auf den Kopf". Aus Kreisen der Gläubiger der Deikon-Unternehmensanleihe heißt es dagegen: "So kritisch wie andere sehe ich den Preis nicht. Schließlich können die Mietverträge ja verlängert werden. Das ist ja bislang nicht geschehen, weil Deikon, aus welchen Gründen auch immer, nicht in der Lage war, Geld aufzutreiben für ein paar Backshops und ähnliche Ergänzungsinvestitionen." Dies werde sich nun ändern. Generell wird betont, dass das Deikon-Portfolio eine "Menge Asset-Management-Arbeit" bedeute.
Quote von 40% für Anleihe?
Das Bieterverfahren für das Deikon-Portfolio wurde von CR Investment Mitte März 2013 gestartet. Als interner Mindestverkaufspreis galten 175 Mio. Euro. Das Interesse in der Branche war groß. Zu den Bietern zählte dem Vernehmen alles, was in der Szene der Supermarkt- bzw. Handelsimmobilien- Investoren Rang und Namen hat, darunter die Taurus Investment Holdings, Centerscape, die mit Morgan Stanley verbündete Redos Real Estate aus Hamburg und Captiva Capital Management.
Das letzte Wort, ob der Verkaufspreis akzeptiert wird, liegt beim Insolvenzverwalter von Deikon. Der hat auch die Interessen der Zeichner von drei Unternehmensanleihen im Blick. Diese wurden von der Deikon-Vorgängerfirma Boetzelen 2005 und 2006 ausgegeben und hatten einen Gesamtnennbetrag von 70 Mio. Euro. Als Sicherheit dienen die Supermärkte ( siehe "Finanzierungsstruktur des Deikon-Portfolios" auf dieser Seite). Zuletzt hatte es geheißen, dass die Anleger bei einem Preis von 175 Mio. Euro 40% ihres Kapitals zurückerhalten könnten. Patrizia ist als Investor von Handelsimmobilien in Deutschland noch nicht sonderlich hervorgetreten. Das Unternehmen managt einen europaweit investierten Fonds (LB Handels- Invest Europa I), den es im Zuge der Übernahme der LB Immoinvest bekommen hat. Der Spezialfonds ist in 15 Objekte in Deutschland, den Niederlanden, Schweden, Norwegen, Dänemark und Finnland investiert.
Finanzierungsstruktur des Deikon-Portfolios*
Ankermieter: Norma
Standort: Falkenstein
Netto-Kaufpreis: 1.980.000 Euro
Darlehen nominal: 1.500.000 Euro
Darlehensvaluta zum 30.6.2010: 1.428.709 Euro
eingetragene Grundschuld: 2.310.000 Euro
nachrangige Grundschuldhöhe: 810.000 Euro
Deikon-Anleihe: Nr. 2
* am Beispiel eines Marktes.
Quelle: Immobilien Zeitung, Deikon
Erklärung: Unter der Deikon-Vorgängerfirma Boetzelen wurden 62 bereits durch Bankkredite belastete Supermärkte zusätzlich zur Absicherung von drei Unternehmensanleihen benutzt. Die Belastung aus der Anleihe spiegelt sich in der nachrangigen Grundschuld
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