TRANSAKTIONEN | 03.07.2014
Neue Geschäfte mit alten Bekannten
VON MELANIE AGNE
Der Etzel Distressed Credit Opportunity Fonds mit Sitz in Luxemburg will noch in diesem Jahr 400 Mio. Euro in notleidende deutsche Handelsimmobilien investieren. Die Akquise macht der ehemalige Boetzelen-Gründer Dusan R. Rajcic.
Let us be your bad bank". Mit diesem Slogan wirbt das Düsseldorfer Unternehmen Smith & Klein International auf seiner Internetseite. Derzufolge ist das Unternehmen Teil eines unabhängigen Multistrategie-Investment- und Family-Offices, das sich auf sanierungsbedürftige Immobilienunternehmen, notleidende Immobilien, Objekte aus notleidenden Krediten sowie opportunistische Immobilieninvestments spezialisiert hat.
Nun wurde eher zufällig bekannt, dass die Düsseldorfer mandatiert wurden, für den Luxemburger Etzel Distressed Credit Opportunity Fonds noch in diesem Jahr in Deutschland Problemimmobilien für 400 Mio. Euro anzukaufen. Das Schreiben, das der Immobilien Zeitung - wie sich herausstellte, zum gegenwärtigen Zeitpunkt ungewollt - zuging, stammt von Dusan R. Rajcic, einem alten Bekannten in der Einzelhandelsimmobilien-Branche. Rajcic hatte einst die Boetzelen AG gegründet, die mittels Unternehmensanleihen in Supermärkte investierte und nach einem missglückten Börsengang unter dem Namen Deikon fortgeführt und später insolvent wurde.
Allzu schwer dürfte es Rajcic nicht fallen, notleidende Objekte zu finden. Schließlich sind den Banken nach der Finanzkrise durch die Notlagen von Kreditnehmern haufenweise Handelsimmobilien zugefallen. Deren Verkäufe durch die Banken sorgten im vergangenen Jahr noch für einen beträchtlichen Teil des Geldumsatzes in Höhe von 8,6 Mrd. Euro, der 2013 insgesamt mit Handelsobjekten registriert wurde. Allein die Royal Bank of Scotland, die nach der Krise teilverstaatlicht wurde, veräußerte im vergangenen Jahr Handelsimmobilien für mehr als 700 Mio. Euro.
Aus Bankbeständen (u.a. Berlin Hyp, Corealcredit Bank, Sparkasse Düsseldorf, Hypothekenbank Frankfurt) stammte schlussendlich auch das Deikon-Portfolio aus 86 Lebensmittelmärkten, die einst von Rajcics Unternehmen Boetzelen zusammengetragen und vor gut einem Jahr für kolportierte 178 Mio. Euro von Patrizia Immobilien gekauft wurden. Der Verkauf sorgte damals für Aufsehen. Unterlegene Bieter sprachen gegenüber der Immobilien Zeitung von einem "Kamikazepreis", den Patrizia bezahlt habe. Patrizia selbst behauptete, damit eine Ausschüttungsrendite von mehr als 7% zu erzielen.
Nun ist von einer Brutto-Anfangsrendite von mindestens 10% die Rede, die der Etzel-Fonds erzielen soll. "Etzel ist ein Immobilien- Turn-Around-Fonds, der primär in Einzelhandelsimmobilien investiert und bewusst Risiken eingeht", heißt es im Ankaufsprofil. "Viel Risiko, viel Rendite", bringt es Rajcic in seinem Anschreiben auf den Punkt. Gesucht werden Objekte, bei denen eine Revitalisierung und Neupositionierung ansteht (Immobilien der Klassen Valueadded/Opportunistic). Darunter fallen etwa Solitärstandorte, Fachmarktzentren, SB-Warenhäuser, Shoppingcenter und Baumärkte mit Mietvertragsrestlaufzeiten von drei bis vier Jahren, die bundesweit an Standorten ab 20.000 Einwohnern stehen. Gekauft werden Einzelobjekte ab 5 Mio. Euro und Pakete ab 20 Mio. Euro.
Rajcic verweist auch darauf, dass Smith & Klein Equity Release Joint Ventures mit lokalen Projektentwicklern eingehe, um deren in laufenden Projekten gebundenes Kapital durch Mezzanine-Finanzierungen abzulösen. Dies gelte u.a. für die Revitalisierung von Handelsimmobilien und Immobilienprojekte in Turnaround-Situationen.
Unternehmen: | Boetzelen [78], Deikon [43], Patrizia Immobilien [491], Royal Bank of Scotland (RBS) [204], Smith & Klein International [1] |
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Personen: | Dusan R. Rajcic [27] |
Finanzprodukte: | Etzel Distressed Credit Opportunity Fonds [2] |
Die Werte in Klammern geben die Anzahl der gefundenen Suchtreffer wieder.
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